Weihnachten und Filme? Warum passt das eigentlich so gut zusammen. Die Antwort ist ein Geschenk eures liebsten Medienwissenschaftlers.
Im Jahre 1898 gab es den ersten Weihnachtsfilm – Santa Claus – aus Großbritannien. Zwei Kinder warten am Kaminfeuer sehnsüchtig auf den Weihnachtsmann, obwohl sie unlängst schlafen sollten. Wer kennt das klassische Bild nicht? Seitdem ist viel passiert, was Weihnachtsfilme angeht: ‘Eine Weihnachtsgeschichte’ mit den drei Geistern und dem Geizhals Ebenezer Scrooge wurde mehrfach verfilmt, ‘a night before christmas’ und auch ‘a christmas accident’ sind klassische Filme aus dem frühen 20. Jahrhundert. Für deren Originale sind wir alle zu alt, aber inhaltlich zeigen sie ein fast schon antikes Bild von Weihnachten. Die Geburt des Christuskinds, die Feierlichkeit um seine Ankunft und gelebte christliche Werte.
Gehen wir zeitlich ein wenig weiter in die Filmzeiten, die wir eher kennen oder gar erlebt haben, fallen uns vermutlich Titel ein wie ‘schöne Bescherung’, das desaströse Weihnachtsfest der Griswalds, oder natürlich ‘Kevin allein zuhaus’. Dazu muss ich nun wirklich nichts mehr sagen. Apropos Weihnachten: Das war auch die Jahreszeit in ‘Stirb langsam’ mit Action Glatzkopf Bruce Willis. Und was steht bei dir so an Filmen an zur Weihnachtszeit?
Wo war ich stehen geblieben? Ja, Inhalt und Motive. Mit dem langsamen Verschwinden von Jesus oder christlichen Werten aus den Weihnachtsfilmen kamen hingegen Alltäglichkeit, Chaos, Humor und Kommerzialisierung. Kann man sehen, wie man will. Aber was ist nun das Schöne an Weihnachtsfilmen?
Wenn ich bei den modernen Filmen jetzt mal Stirb langsam ausklammere (sorry dafür) und mich auf Filme beschränke, die irgendwas mit Weihnachtsfest, Familie und so zu tun haben, dann fallen mir medienpsychologisch ein paar Sachen ein:
- Nach Herta Herzogs Kategorien der Bedürfnisbefriedigung durch Medienrezeption sehe ich entweder emotional release oder wishful thinking. Wir werden emotional entlastet, wenn wir beispielsweise chaotisches Weihnachten sehen wie bei den Chriswalds oder Kevin. Im Vergleich dazu kann mein Weihnachten nur besser werden! Oder es trifft eben unser Wunschdenken – denn am Ende der Filme wird alles gut, jeder Streit wird gelöst und alle haben sich lieb und die Auflösung der Konflikte und Spannungen wünschen wir uns so auch.
- Die Mood-Management-Theorie von Zillmann könnte mir aber auch mitteilen, dass Weihnachtsfilme gerade gut zur Stimmung passen. Damit meine ich nicht die Weihnachtsstimmung per se, sondern die vier genannten Aspekte der Theorie: Hedonische Valenz, ich schaue das also, weil ich die Weihnachtsstimmung sehen und vielleicht selbst reinkommen will. Oder der Ausgleich meines Erregungspotenzial: Ist der Weihnachtsfilm ein bisschen aufregender als mein eigenes langweiliges Weihnachten? Oder viel entspannter und schöner als mein Weihnachten? Hauptsache bisschen Ausgleich schaffen.
Und dann waren wir noch nicht bei den Fragen der Medienwahl, die durch Gewohnheit, Tradition oder soziales Miteinander gestellt und beantwortet werden. So viel Zeit und Platz hat hier nun wirklich niemand! Aber genug Theorie, Weihnachten feiern ist ja eher eine Sache der Praxis.
Falls du jetzt noch was zum Anschauen suchst, klick dich doch mal durch:
Merry Christmas oder merry crisis oder einfach happy Dezemberende. Mach was du willst, Hauptsache es tut dir gut.
Batinic, B. (2008). Medienwahl. In B. Batinic & M. Appel (Hrsg.), Medienpsychologie (S. 107–125). Springer.
Gordon, A. (2024). All I Want for Christmas Is – A Classic! [Masterthesis]. School of Communications and the Arts.
Mundy, J. (2008). Christmas and the Movies: Frames of Mind. Christmas, Ideology and Popular Culture, 164–176.