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“Schuld, Scham und der ganze Scheiß!”

“Gewaltdelikte und Jugendgewalt haben fast immer etwas mit Traumatisierung zu tun”

Ruland, S. 62

Diese Worte findet Philipp passend in einem fachlichen Exkurs in seinem Buch ‘Schuld, Scham und der ganze Scheiß’. Das Buch liegt mir als Rezensionsexemplar vor und hierfür einen ganz herzlichen Dank an Philipp!

Anfangs dachte ich, mich erwartet ein psychologisches Sachbuch. Dann dachte ich: Doch eher eine Biografie? Oder Berichte aus der Tätigkeit als Psychotherapeut? Die Antwort ist: Ja. Es ist alles drei. Von Anfang bis Ende zieht sich Philipps Biografie von Seite zu Seite. 

Auf 208 Seiten verpackt der Autor die eigene Biografie, die nicht nur von Psychotherapiebesuchen geprägt ist, sondern von früher Gewalt, Alkoholkonsum, gewaltvollen Milieus und zahlreichen Menschen, die irgendwie versuchen zu überleben: zwischen Zigarettenrauch, Prügeleien, Alkohol und gesellschaftlichen Missverständnis. Die Einblicke in die eigene psychotherapeutische Tätigkeit dazwischen zeigen auf, dass es nicht nur Philipp so geht. Und auch die Patient*innen nicht alleine sind, mit Panikattacken, Traumafolgestörung und Depressionen. Erklärungen zu diversen Phänomenen und psychologischen Inhalten fehlen auch nicht und finden dort ihren Platz, wo sie angebracht sind. Kleine Glühbirnen, die mit einem leisen “aha!” über meinem Kopf aufgehen.

“…Wenn man seiner Geschichte nachspürt, dann verändert das auch die Konstruktion der sozialen Welt.” –

Ruland, S. 140

Ich ziehe meinen Hut vor meinem psychologischen Kollegen, vor dem Juristen und Ex-Türsteher. Das Buch schafft Einblick in ein Leben, das sich alles andere als leicht liest. Es sind Erzählungen, die ich in dem Ausmaß sonst auch nur von Klient*innen kenne. Und dennoch schockiert es mich jedes Mal, bei der Arbeit wie auch beim Lesen, welche Rolle Gewalt im Leben eines Menschen spielen kann. In seinem Buch schaffte es Philipp, dass ich meinen Atem anhalten musste, dass ich mitfühlte und auch mit leidete, aber dennoch eine Botschaft mitnahm: Es gibt Hoffnung und es gibt Hilfe. 

Denn irgendwie las sich das Buch trotz Drogenmissbrauch, Gewalt im Alltag, Kriminalität und Traumatisierung wie ein sehr schockierender Spaziergang in der Sonne. Philipp schreibt die eigene Geschichte mit einer Menschlichkeit und Nahbarkeit, die sich alles in allem gut anfühlt. Als wäre es kein Buch, sondern ein lächelnder Freund, der einem gegenübersitzt. Das Buch als Antwort auf die Frage im Gespräch: “Sag mal, Philipp, wie bist du eigentlich Therapeut geworden?” und plötzlich ist die Sonne untergegangen, es ist etwas windiger und kälter und auch vier Stunden später. 

Es ist kein Lehrbuch, kein Sachbuch, kein how-to Selbsthilfe-Buch für Menschen mit schwieriger Vergangenheit und traumatischen Erlebnissen. Es ist eine Biografie. Ehrlich, abwechselnd kurzweilig und schwer verdaulich. Irgendwie so wie das Leben. 

Als angehender Psychologe und auch als von eigener Erkrankung betroffener Fachkraft bleibt mir zum Ende nur zu sagen: Danke, Philipp. Für das Buch, die Offenheit, die Stärke und auch Sanftmütigkeit, die darin steckt.

Folgt Philipp doch auch einfach auf Instagram oder erwerbt das Buch hier beim Verlag oder bei eurem liebsten/nächsten Buchhandel.