Medienwissenschaft (oft auch mit Kommunikationswissenschaft einhergehend) ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit (Massen)Medien. Also fast alles, angefangen bei Sprache und Symbolik über Bücher und Zeitungen bis hin zum Film, Internet und Videospielen. Die Möglichkeiten in der Medienwissenschaft sind vielfältig. Was genau das nun inhaltlich für das Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft bedeutet, berichte ich dir nun:
Das Studium der Medienwissenschaft
Allem voran liegt der Fokus natürlich auf dem Wort „Wissenschaft“. Das heißt, es handelt sich um ein empirisch-wissenschaftliches Studium. Uns Student*innen erwartete in den ersten drei Semestern also das ganze Paket rund um wissenschaftliches Arbeiten und wissenschaftliche Methoden: Wie recherchiere ich richtig? Wie funktioniert das mit dem Zitieren, mit dem Literaturverzeichnis? Was gehört in eine gute Präsentation rein und wie halte ich die so, dass die Zuhörenden auch wach bleiben und zuhören? Über diese Basics hinaus ging es aber auch in die medienwissenschaftliche Methodenlehre. Wie forscht Medienwissenschaft überhaupt? Und was erforschen wir? Hier führte kein Weg an qualitativer und quantitativer Forschung vorbei: Fragebögen werden erstellt, Interviews geführt und Inhaltsanalysen durchgeführt. Aufregend!
Wir lernen allerdings nicht nur grundsätzlich die wissenschaftliche Theorie, sondern auch die medien- und kommunikationswissenschaftliche Theorie! Dazu zählt u.a auch die Geschichte der Medienwissenschaft, wie sie 1976 nach dem Düsseldorfer Germanistentag mit der ersten Publikation “Literaturwissenschaft – Medienwissenschaft” aufkam. Denn Medien als solche, vor allem Bücher, Zeitschriften oder auch Theaterstücke, waren schon seit langer Zeit in der Wissenschaft präsent. Mal von der Germanistik, mal der Linguistik oder Literaturwissenschaft ins Auge gefasst. Mit dem Aufkommen bzw. der wachsenden Präsenz der Massenmedien (Presse, Radio, Fernsehen) wurde ein stärkerer Fokus auf Medien immer wichtiger. Langsam aber sicher wart die Medienwissenschaft geboren. Mehr zur Geschichte findet ihr auch auf Wikipedia.
Neben der Geschichte der Medienwissenschaft setzten wir uns auch mit der Mediengeschichte, der Medienthorie und der Medienanalyse auseinander. Es ging also auch ganz konkret um die Geschichte des Fernsehens und Films, um das Internet als “relativ junges Medium” oder um Theorien und Modelle. So sind dem Medien- und Kommunikationswissenschaftler neben der Systemtheorie oder kritischen Theorie u.a. auch Kommunikationsmodelle wie die 5 Axiome der Kommunikation (nach P. Watzlawick) oder das 4-Ohren-Modell (nach S. von Thun) bekannt, um nur ganz kurz anzureißen, was inhaltlich im Studium aufkam/aufkommt.
Neben der Theorie war auch die Praxis ein großer Teil des Studiums. Konkret gesagt der Bereich der Mediengestaltung. Besonders wohl fühlte ich mich natürlich im Bereich Webdesign und Layout. Was das genau sein soll, zeigt mein Portfolio ganz gut. Damit ist Mediengestaltung aber noch nicht abgedeckt! Auch die Redaktion war Inhalt des Studiums. Ein eigen geschriebener und gelayouteter Artikel wurde Teil des MuKJournals. Ebenso behandelt wurde auch die Praxis der Audiovision. Wir nahmen und schnitten eigene Hörspiele, drehten Kurzfilme und waren auch mit eigenen Projekten wie Apps o. ä. betraut. Langeweile kam jedenfalls nicht auf.
Fokus in meinem medienwissenschaftlichen Studium
Die spannende und noch offene Frage ist jedoch: Was hat Sascha in seinem Studium gemacht? Außer Seminare besucht, Mensakaffee getrunken und Vorlesungen geschwänzt? Die Medien- und Kommunikationswissenschaft war mit 120 ECTS (ein vollwertiger Bachelor sind 180 ECTS) mein Hauptfach. Inhaltlich haben zwar alle Studierenden in den Vorlesungen dasselbe gelernt – zumindest theoretisch -, aber in der wissenschaftlichen Praxis waren wir sehr frei in der thematischen Ausrichtung. In den Modulen, die am Ende mit einer Hausarbeit abgeschlossen wurden, war die Themenwahl den Studierenden überlassen. Zumindest damals, zu meiner Zeit.
Inhaltlich bedeutete das für mich, dass vor allem die Disziplin der Medienpsychologie fast immer mit dabei war. Das große Interesse daran war auch meinem Zweitfach verschuldet: Der Psychologie. Dass sich dahinter mehr versteckt als nur klinische Psychologie und Psychotherapie, habe ich dir hier im Artikel näher beschrieben. Dieses zusätzliche Wissen konnte ich meist auch mit meinem größten Hobby verbinden: Videospielen!
Eine kleine Auswahl meiner Forschungsfragen gibt es hier im Überblick, damit du auf einen Blick sehen kannst, welche Interessen und welches Wissen ich im Studium verfolgt und erworben habe:
- Welche Motivation(en) liegen hinter der Medienwahl der Videospieler*innen?
- Welche Wechselwirkungen finden sich mit Blick auf die LGBTQIA+ Community zwischen Videospielen und der Gesellschaft?
- Wie viel Inhalt des Videospiels lässt sich am Videospielcover erkennen?
- Welche weltgeschichtlichen Faktoren führten zu welcher Evolution im Videospiel?
- Wie interkulturell oder rassistisch sind Videospiele?
- Wie entwickelte sich die LGBTQIA+ Repräsentation in Videospielen?
Ein Fazit darf nicht fehlen
Gut, das hier ist keine Amazonrezension oder Ähnliches. Aber dennoch lohnt sich ein Rückblick auf mein Studium. Auch, wenn es zu Beginn für mich nur ein Ersatzplan war, weil es mit dem Kommunikationsdesignstudium nichts geworden ist, bin ich mittlerweile längst verliebt. Vor dem Studium konnte ich mit Wissenschaft als solcher nur wenig anfangen. Das hat sich in den vier Jahren aber geändert und jetzt kann ich sagen: Ich liebe es, zu recherchieren, nachzudenken, zu forschen. Vor allem, wenn es Medien in den Fokus nimmt. Diese ‚Verliebtheit‘ war auch ein Grund, wieso ich nach dem Bachelorabschluss nicht einfach damit aufhören wollte und meinen Podcast startete.
Ich hoffe, dass dieser Beitrag ein wenig der Unklarheiten über das Studium der Medienwissenschaft bereinigen konnte. Mir hätte es damals vor dem Studium geholfen. Oder mich abgeschreckt, wer weiß das schon. Ist jetzt bei mir sowieso zu spät. Jetzt bin ich Medien- und Kommunikationswissenschaftler.