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Einblicke – Ohne Fachgedöns

„Psychotherapie erklärt, aber ohne Fachgedöns.“ Damit wäre eigentlich alles über Nikes Buch gesagt. 

Sieben Kapitel, fünf fiktive Therapiemomente und 188 Seiten Fachwissen, Empathie und Reflexionsanstöße. Das ist das, was dich im Buch “Psychotherapie ohne Fachgedöns” von Autorin Nike Hilber erwartet. Herzstück des Buches sind die Therapiegeschichten, die rein fiktiver Natur sind und durch die uns Nike mitnimmt in die Gedanken und Gefühle von Patient*innen und auch Therapiesitzungen. Wer noch keine Psychotherapie gemacht hat, kennt vermutlich ganz viele Unklarheiten vorher: Wie läuft das eigentlich was, was sage ich da eigentlich, wird meine Therapeutin über mich lachen und was zum Henker ist diese „Psychodynamische Psychotherapie“ (also known as der Überbegriff für die in Deutschland anerkannten Verfahren der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie und der analytischen Psychotherapie). Mehr dazu findet ihr auch nochmal auf meiner Seite zur Psychologie.

„Menschen gestalten ihre Beziehungen unbewusst als auch bewusst so, wie sie es seit ihrer Geburt von ihren Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen gelernt und erfahren haben.“

Nike Hilber (S.104)

Wir begleiten fünf Patient*innen vor einer Sitzung und auch in einer Sitzung, jede Person davon mit einem großen Hauptthema ausgestattet: Angst, Scham, Einsamkeit, Schmerzen und Wut. Jedes dieser Kapitel beginnt als Erzählung. Hier schafft es Nike problemlos, ein gutes Gefühl für den*die Patient*in zu schaffen und uns einfühlsam in sie hineinzuversetzen. Wir erleben Psychotherapie quasi hautnah. Es fühlte sich an, als wäre es mein erstes psychisches Problem. Meine erste Psychotherapie. Würde ich behaupten, mich da in keinerlei Gedanken und Gefühlen wiedererkannt zu haben, wäre das gelogen. Die Probleme, die die Klient*innen mitbringen, fühlen sich alle real und echt an. Aber genauso auch die Erkenntnisse und die ‘Erleuchtung’ durch den Therapieprozess. Inklusive dem quasi praktischen Kennenlernen einiger psychodynamischer Konzepte. Besser konnte mir meine Uni das Konzept von Übertagung/Gegenübertragung auch nicht näherbringen.

Und dann, wenn der Einblick in die Therapie abgeschlossen ist, bringt uns die Autorin das dazugehörige Fachwissen. Tiefenpsychologisch fundiert und verständlich. Beendet wird das Kapitel mit der #ReflexionFürDich. Manchmal sind das kleine Übungen, manchmal auch konkrete Fragen oder – mein Lieblingskapitel – eine Übersicht zu fünf psychodynamischen Abwehrmechanismen und passende Fragen dazu. Welcher Abwehrmechanismus ist bei dir eher ausgeprägt? Das ist aber verständliches Fachgedöns.

Dabei bleibt Nike nicht nur aufklärend, sondern auch kritisch gegenüber häufigen Missverständnissen. Traumdeutung alá „von Zähnen träumen steht für eine aggressive Sexualität“ ist Bullshit. Oder eben „aus wissenschaftlicher Perspektive nicht vertretbar“ (Hilber, S. 54). 

Das Buch las sich insgesamt einfach entspannt und zügig runter, es kam einfach keine Langeweile auf. Irgendwie war ich immer damit beschäftigt, jetzt doch noch mehr erfahren zu wollen oder war neugierig, was wohl im nächsten Kapitel auf mich wartet. Besonders konnte ich mich auch darüber freuen, wie feministisch und inklusiv das Buch geschrieben ist. Hilber kritisiert offen auch die Misogynie in Medizin/Therapie, kann dem Wort „hysterisch“ genauso wenig abgewinnen wie ich und spricht offen über die (leider) vielfältige Diskriminierung. Danke! 

Wer über eine Psychotherapie nachdenkt, das mit der Tiefenpsychologie bzw. Psychodynamik nicht so ganz versteht oder sich einfach ohne Fachgedöns weiterbilden und unterhalten lassen will: Lest das Buch.